Cheating – verpönt und geliebt. Hießen früher die Cheats noch „Trainer“, so geht es heute oft um handfeste und oft auch monetäre Motive, wenn gecheatet wird.
Gerade wenn es um online multiplayer Games geht – z.B. Counterstrike, Second Life oder World of Warcraft – ist ein „aufgebauter“ Account für viele Jugendliche und andere Spieler eine Art Statussymbol.
Für manch einen ist daraus ein lukrativer Markt entstanden – vor allem in asiatischen Ländern sitzen Menschen in Lagerhallen und bauen Charaktere auf, den ganzen Tag lang. Anschließend werden diese per Ebay oder speziellen Marktplätzen verkauft, denn nicht jeder möchte seine Lebenszeit in den Aufbau eines Charakters investieren.

Bei server basierten Spielen wie World of Warcraft (WoW) werden Cheats in der Regel verhindert, da die „Welt“ kontrolliert wird und nicht auf dem Client berechnet wird. Doch hier gibt es einen anderen Ansatz: Man läßt einen Bot die stupiden Aufbauarbeiten erledigen.
Besonders der Glide Bot ist für WoW sehr berühmt – denn durch geschickte Programmierung und regelmäßige Updates konnte dieser durch Blizzard bisher nicht enttarnt werden, und der Glide Anwender hat ein geringes Risiko entdeckt zu werden.
Blizzard sieht neben dem unfairen Wettbewerbsvorteil jedoch noch ein ganz anderes Problem: Angeblich verliert Blizzard durch den Glide Bot und ähnliche WoW Cheat Software Millionen von Dollar. Des wegen geht Blizzard gegen Michael Donnelly, den Autor von Glide gerichtlich vor.
Der aktuelle Ansatz geht über Verletzung des Copyrights – in den USA macht sich sowas immer gut vor Gericht. Tatsächlich rechnet Blizzard vor, dass ein normaler Spieler acht Monate braucht (und entsprechend Abogebühren an Blizzard für WoW zahlt), was ein Glide Nutzer in einem Monat erreichen kann.
Dazu kommt eine stärkere Serverbelastung, da die Bots nonstop in dem Spiel sind, während Menschen ab und zu Pausen einlegen (sollten).
Ich finde, dass dieser Streit ruhig auf Technologieebene ausgetragen werden sollte – wenn man Gerichte dazu benötigt, bei einem offenbar fehlerhaften Geschäftskonzept seine Einnahmen zu sichern, läuft etwas falsch.
Insgesamt finde ich es dramatisch zu sehen, wie viel Lebenszeit hier verschwendet wird. WoW ist für viele schon lange kein Spiel mehr, sondern Arbeit und Kampf um sozialen Status und Anerkennung.
Wie viel sinnvolleres könnte man mit der menschlichen Zeit anfangen