Body Scanner: Total freiwillig!
Privat/Leben September 29th, 2010Rückreise aus den USA nach Deutschland: Die TSA (Transportation Security Administration) sorgt für die Sicherheit am Flughafen und im Flugzeug. Auch in San Francisco sind offenbar schon länger die „Body Scanner“ (Körperscanner klingt doch auch besser als Nacktscanner) im Einsatz. Davor das Schild, dass die Nutzung natürlich optional ist, und man auch die Wahl hat, durch einen der althergebrachten Metalldetektoren zu gehen.
Eine Passagiere werden sowieso durch den Metalldetektor geschickt, da der Körperscanner ein ganz schöner Zirkus ist, der gut und gerne doppelt so lange (bis beliebig länger, wenn die Leute etwas wackeln) dauert, als ein Durchgang durch die normale Sicherheitsschleuse. Ich bin drann, und es soll ein Nacktfoto von mir gemacht werden.
Auch wenn wenn diese netten verwaschenen Invers-Fotos suggerieren sollen, dass meine Intimsphäre gewahrt bleibt, halte ich nichts davon Nacktscanner zu unterstützen. In meinen Augen geht es da lediglich um wirtschaftliche Interessen der Waffen- und Sicherheitsfirmen die gute Lobby-Arbeit leisten. Die schwarzweiss-invers-Bilder sind außerdem nichts anderes als ein „Serviervorschlag“, und wer schonmal im Supermarkt Produkte nach den Abbildungen gekauft hat, weiss dass die mit der Realität nichts zu tun haben. Beim Nacktscanner ist es eben nur umgekehrt.
Ich sage also: „Ich moechte nicht durch die Maschine.“ Das Gesicht des TSA Mitarbeiters verfinstert sich deutlich. Ich wisse, dass das einen „pat-down“ zur Folge hätte, er das in eine Liste eintragen müsse und es damit Konsequenzen hat. Wusste ich nicht – da waren doch große Schilder, dass alles „optional“ ist? Aber dann ist es eben so.
Funkdurchsage: „Male, caucasian, …. refuses body scan.“ Eine Liste wird geholt, auf der immerhin schon 2 weitere Einträge sind. Ich bin dann also der dritte. Ein weitere TSA Mann kommt, diskutiert mit mir. Die Maschine sei sicher, ungefährlicher als ein Handy. Ich solle nun begruenden, warum ich da nicht durch wolle. Nachdem ich da nicht mit mir diskutieren lasse, nochmals mit dem „pat down“ gedroht wird, kommt ein weitere Mitarbeiter.
Er erklärt mir, wie sicher die Maschine sei. Ich solle mich doch um entscheiden, sonst müsse ich eingehend untersucht werden. Das könne auch zur Folge haben, dass ich mich komplett ausziehen müsse. „Ok.“
Sichtbar genervt werde ich zu einer Stelle geführt an der alle anderen Passagiere gut sehen können, was mit mir passiert. Hätte ich gewusst, dass ich eine kostenlose Rückenmassage bekomme, ich hätte viel eher gesagt dass ich den pat-down möchte! Ich kann mir ein „etwas fester“ aber verkneifen.
Beim Pat-Down ist nun der Intimbereich drann – der TSA Mitarbeiter sagt, er nehme nun die Rückseite der Hände und zeigt mir wie er sie umdreht. „Whatever“ – mir doch egal. Solange ich mich nicht ausziehen muss und das ganze nur bald hinter mir habe. Auch wenn andere Passagiere mir Blicke zuwerfen, ich würde mich wieder so entscheiden. Ich glaube auch nicht, dass die Sicherheit durch die Body Scanner wesentlich erhöht wird, das ganze wird lediglich schweine teuer und man fühlt sich wie ein Verbrecher. Da wäre ich eher für pat-down für alle, da habe ich wenigstens das Gefühl dass es nicht nur Show ist, und es kann keiner die Nacktbilder verteilen.
Oktober 16th, 2010 at 01:37
Kapier ich jetzt nicht. Welche Passagiere wurden denn dann durch den Metaldetektor geschickt?
Oktober 16th, 2010 at 02:26
Ich hatte in SFO im März den Eindruck, die TSA-Leute seien schon _extrem_ unfreundlich. Ob das nur dort so ist, weiß ich natürlich nicht. Zumindest wurde ich erst angestresst, weil ich einen Beamer den ich dabei hatte (kam von einer Messe) aus der Hülle holen sollte, als dann alles recht kompliziert mit dem Einsortieren wurde, wurde ich angeherrscht ich bekäme keine zusätzliche plastikbox und als ich zu langsam am Metalldetektor war, schrie man „When I Say Move, MOVE!“
Deine Schilderung macht mir aber geradezu Angst, wenn ich daran denke, da im März wahrscheinlich wieder hin zu müssen.
Oktober 16th, 2010 at 10:18
Da freut man sich doch… „freiwillig“? Am Arsch! -.-„
Oktober 16th, 2010 at 10:24
Bei mir war es so, dass alle durch den Metalldetektor gehen mussten, wenn der Nacktscanner eben „belegt“ war. Und der war locker dreimal langsamer: Reingehen, warten bis die Türen zu sind, Arme hoch halten, nicht wackeln, warten.
Nur ich wollte eben nicht durch den Nacktscanner, und hatte das Glück, dass er gerade frei war. Also habe ich dann von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, freiwillig nicht da durch zu gehen…
Oktober 16th, 2010 at 10:27
Ich kann schon verstehen, dass die einen stressigen und nervigen Job haben. Bei mir waren die eben erst dann sichtlich genervt (aber nicht unfreundlich), als ich zusätzliche Arbeit produziert habe. Was ich besonders bemerkenswert fand: Ich hab drei Plastikschalen mit Krams vollgemacht und mein (Monster)-Rucksack (der ne Sondergenehmigung von der LH als „Handgepäck“ angehängt bekommen hatte) lag dann also da und der TSA Mitarbeiter (nach dem pat-down) meine: „Das ist ALLES von Ihnen?“ „Ja, bitte bedienen sie sich selber.“ „Dann nehmen Sie alles und gehen sie weiter.“
Davor hatte ich in der Tat mehr Horror als vor dem pat-down – ich hätte das wohl nie wieder zusammen gekriegt.
Oktober 16th, 2010 at 12:14
Dieser ganze „Sicherheits“zirkus ist für mich jedes Jahr ein Grund die USA und Kanada bei der Urlaubsplanung von der Liste möglicher Ziele fallen zu lassen. Auch wenn Flüge nach New York recht günstig sind und es dort viele schöne Ecken gibt.
Die erfassen ja jede Menge persönliche Daten und bis zu dem Moment wo der Einwanderungsbeamte einen ziehen lässt hat man keinerlei Anrecht auf eine Einreise. Auch wenn man als Deutscher Tourist eigentlich ohne Visum einreisen dürfte.
Aber die Gefahr einen Haufen Geld in den Urlaub zu investieren und dann nicht einreisen zu dürfen ist mir zu groß. Man ist da völlig von den Beamten abhängig, wenn die der Meinung sind man wäre kein „gewöhnlicher“ Tourist – etwa weil man schon „zu oft“ eingereist ist, den Stempel eines „falschen“ Landes im Pass hat (Ich war mal im Iran) oder man nicht Deutsch genug aussieht („sufficient ties to your home country“).
Es gibt halt neben den USA und Kanada noch jede Menge schöne Urlaubsziele die Null Ärger bei der Einreise machen, und da sind auch so einige dabei die genau so Ärger mit Terrorismus haben/hatten (Malaysien Singapur, Indonesien etc.).
Oktober 16th, 2010 at 13:11
Wir sind im August via Paris aus L.A. gekommen. In Paris wurden uns dann vor dem Anschlussflug nach Deutschland nicht nur verschiedene Flüssigkeiten aus dem Handgepäck gefischt, die in L.A. offenbar keinen gestört haben (Baby dabei), sondern auch ein Alukarabiner den ich an der Fototasche hatte. Das hat mich dann selber gewundert, der hätte nämlich wirklich einen guten Schlagring abgegeben.
Zum guten Schluss haben wir Zuhause beim Auspacken bemerkt, dass wir ein komplettes Maniküre-Set im Handgepäck hatten. Alles nur Pseudosicherheit eben.
Oktober 16th, 2010 at 13:17
Die US-Grenzbeamten waren schon immer legendär unfreundlich und authoritätsverliebt. Ich kann mich gut erinnern wie ich ’99 am JFK-Flughafen angeschrien wurde „Get back in line“ weil ich es gewagt habe einen Schritt nach links zu machen um zu sehen wie lang die Schlange noch ist. Das danach folgende „Verhör“ durch den Passkontrollierdeppen liess die Vermutung zu, der Mann arbeite normalerweise mit Mordverdächtigen und nicht Touristen. Da waren die DDR-Grenzer früher um ein vielfaches angenehmer.
Seit 119 war ich nicht mehr drüben und habe auch nicht vor in nächster Zeit hinzufliegen. Gibt genug Länder in denen man nicht wien Schwerverbrecher behandelt wird nur weil man einreisen möchte.
Oktober 16th, 2010 at 14:08
Flieg über Brüssel. Da kann man sogar mit Messer durch.
http://grep.be/blog/en/life/travel/knife?show_comments=yes
Oktober 16th, 2010 at 16:43
Klingt schlimmer als die Einreise nach China (die ziemlich unkompliziert ist, solange man darauf achtet ein gültiges Visum zu haben). Na was solls, China ist auch schön und sowieso günstiger.
November 16th, 2010 at 23:07
Bei einem Touristenflug auf die kanarischen Inseln wurde in einer Seitentasche eines Rollkoffers des Handgepäcks beim Umstieg(!) ein längst vergessener Korkenzieher gefunden. Mit diesem Rollkoffer war meine Frau diverse Male in den USA und einmal in Irland gewesen, ohne dass der Korkenzieher jemals bemängelt wurde.